Jahresdienstbesprechung

Fotos: Thomas Wirczikowski | Peter Notbohm | Feuerwehr Gummersbach
Text Peter Notbohm | Oberberg Aktuell

Beitragsbild: Auf 70 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr Gummersbach können
die beiden 88-jährigen Peter Müller und Werner Rahnenführer zurückblicken. 

Die Rekordzahlen aus 2021 erreichte die Gummersbacher Feuerwehr im vergangenen Jahr zwar nicht ganz. Trotzdem musste die größte Feuerwehr im Oberbergischen auch in 2022 zu insgesamt 713 Einsätzen (60 weniger) ausrücken. 130 Mal brannte es im Stadtgebiet, dazu musste die Feuerwehr zu 405 Verkehrsunfällen, Sturmschäden, Ölspuren oder überfluteten Kellern ausrücken. Dabei retteten die Einsatzkräfte 25 Menschen. In vier Fällen konnten Personen nur noch tot geborgen werden.

Es war allerdings nicht die weiterhin hohe Zahl an technischen Hilfeleistungen, die Wehrchef Frank Raupach bei der Jahresdienstbesprechung der Gummersbacher Feuerwehr Sorgen bereitete, sondern vor allem die Zahl der Fehlalarme: Insgesamt 71 Mal schlug eine Brandmeldeanlage falsch an. Eine Belastung nicht nur für die hauptamtlichen Kräfte, sondern auch für die Ehrenamtlichen.

„Gerade für das Ehrenamt ist das im extremen Maße zermürbend“, sagte Raupach, der hofft, dass die regelmäßig rausgeschickten Kostenbescheide für die Einsätze bei den Gebäudeeigentümern für ein Umdenken sorgen: „Vielleicht wird ja dadurch der ein oder andere wach und erneuert seine Brandmeldeanlage endlich.“ Insgesamt habe man nur in zehn Prozent der Fälle ein bestätigtes Feuer gehabt. „Ich möchte nicht erleben, dass unsere Ehrenamtler irgendwann nicht mehr rausfahren und wir vor einem großen Feuer stehen und dann nachalarmieren müssen“, warnte der Wehrführer.

2022 sei ein ereignisreiches Jahr gewesen. Gerade die Auswirkungen des Ukraine-Krieges habe dafür gesorgt, dass sich die Feuerwehr intensiv mit dem Thema Gasmangellage habe auseinandersetzen müssen. Zudem erinnerte er an den Start des neuen Löschzugs Hülsbach im Gummersbacher Westen sowie das Highlight im Sommer: Die Blaulichtmeile, die unter Federführung der Löschgruppe Lantemicke zu einem echten Ehrenamtsfest mit über 4.500 Besuchern wurde. Gleichzeitig betonte Raupach mehrfach die gute Zusammenarbeit mit Verwaltung und Stadtrat: „Das ist längst nicht überall so.“

Dass die Bürger in Gummersbach ruhig schlafen können, dafür sorgen derzeit 418 Einsatzkräfte, darunter 32 Frauen. Insgesamt zählt die Feuerwehr zum Stichtag am 31. Dezember 693 Mitglieder (711 im Vorjahr). Sie verteilten sich auf Feuerwehrbeamte der Feuerwache (26), Feuerwehrmänner und -frauen (418), Kinder und Jugendliche in der Jugendfeuerwehr (67) und Mitarbeiter im Ressort 3.4 (5). Dem Musikzug gehören 20 Aktive an, die Ehrenabteilung zählt 147 Mitglieder.

Besonders bei der Jugendfeuerwehr haben die Pandemie-Jahre Spuren hinterlassen. Raupach sprach in diesem Zusammenhang von einer Coronadelle, die schnellstmöglich ausgebeult werden soll. Unter anderem soll die Gründung der geplanten Kinderfeuerwehr (OA berichtete) forciert werden. Überhaupt hat sich die Wehrführung die Stärkung des Ehrenamtes für die kommenden Jahre auf die Fahnen geschrieben. „Es muss spürbar gezeigt, werden, dass eure Tätigkeit wertgeschätzt wird“, sagte der Wehrchef in der Aula des Lindengymnasiums.

Bürgermeister Frank Helmenstein blickte in seiner Rede schon einmal auf die ersten beiden erfolgreichen Feuerproben im aktuellen Jahr zurück. Neben dem Starkregen am 12. Januar hatte vor allem die gemeinsame Blackout-Übung mit dem Kreis die Einsatzkräfte gefordert. „Es ist vor allem ihnen zu verdanken, dass wir vor die Lage gekommen sind“, sagte das Stadtoberhaupt in Richtung der Feuerwehrleute. Man habe erneut einiges gelernt. Unter anderem versprach Helmenstein eine Maschine anzuschaffen, die Sandsäcke befüllt.

Auch künftig werde Gummersbach Politik dem eigenen Mantra treu bleiben, dass bei Bildung und Feuerwehr nicht gespart werde. In die Hauptwache habe man 1,5 Millionen Euro investiert. Geld sei auch für den Ausbau weiterer Standorte vorhanden, es fehle allerdings an den notwendigen Handwerkern zur Umsetzung, berichtete Helmenstein.

Mit dem Thema Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit beschäftigte sich einmal mehr Kreisbrandmeister Wilfried Fischer (Foto) in seinem Grußwort. Der Feuerwehrverband übe weiterhin Druck auf Landes- und Bundespolitik aus, Ehrenamtler mit zusätzlichen Rentenpunkten zu belohnen. „Wichtig ist, solche Ideen durch die politischen Gremien von unten nach oben zu unterstützen“, hofft Fischer auf Unterstützung der lokalen Politik. Zudem berichtete er davon, dass das Feuerwehrübungsgelände des Kreises in Wiehl-Brächen weiter auf einem guten Weg sei: „Die Mittel sind da. Das ist für uns ein wichtiges Zeichen.“