Jahresdienstbesprechung Feuerwehr Gummersbach

Text: Peter Notbohm | oberberg-aktuell

Gummersbachs Feuerwehr darf sich voraussichtlich auf eine signifikante Erhöhung der Aufwandsentschädigung für Führungskräfte und zusätzlich auf eine Erhöhung der Kameradschaftsgelder sowie des Satzes für Ausbilder freuen. Entsprechende Pläne machten Gummersbachs Wehrchef Frank Raupach und Bürgermeister Frank Helmenstein im Rahmen der Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr am Sonntagvormittag in der Aula Moltkestraße öffentlich.

„Es ist ein sehr gutes Modell, das wir umsetzen wollen. Die Aufwandsentschädigung soll flächendeckend angehoben werden“, sprach das Stadtoberhaupt von einem „sehr guten Vorschlag“ seines Feuerwehrleiters. Die Politik muss über die Pläne im Rahmen der Planungen für das Haushaltsjahr 2025 noch final beraten. „Aber bei Feuerwehr, Kindern und Sport waren wir uns immer einig, nicht zu sparen“, versprach Helmenstein.

Weiterhin ein großes Thema ist für Gummersbachs Feuerwehr zudem die weiterhin (zu) hohe Zahl an Fehlalarmen. Insgesamt 196 Fehlalarme sorgten auch im vergangenen Jahr für eine unnötig hohe Belastung. Allein 75-mal (+4) schlug eine Brandmeldeanlage falsch an. Eine Belastung nicht nur für die hauptamtlichen Kräfte, sondern auch für die ehrenamtlichen. Raupach nannte es eine „besorgniserregende Zahl“: „Es ist im hohen Maße demotivierend für die Einsatzkräfte. Wir versuchen aber weiterhin den Kostendruck auf die Anlagenbetreiber hochzuhalten. Die Akzeptanz ist beim Löschzug in diesem Zusammenhang aber nicht mehr die beste.“

Auch 2023 sei ein ereignisreiches Jahr gewesen. Insgesamt musste Gummersbachs Wehr zu 653 Einsätzen ausrücken. 60 weniger als noch im Vorjahr, insgesamt sieht die Feuerwehr aber weiterhin einen konstanten Anstieg der Einsatzzahlen in den vergangenen Jahren. 98-mal brannte es im Stadtgebiet, dazu musste die Feuerwehr zu 311 Verkehrsunfällen, Sturmschäden, Ölspuren oder überfluteten Kellern ausrücken. Dabei retteten die Einsatzkräfte zwölf Menschen, in drei Fällen konnten Personen nur noch tot geborgen werden (OA berichtete) bzw. verstarben im Krankenhaus (OA berichtete).

Besonders groß ist Belastung inzwischen durch extreme Wetterlagen. „Wir müssten unsere Feuerwehr eigentlich in eine ‚Wasserwehr‘ umbenennen. Die Starkregenereignisse bestimmen immer mehr das Einsatzgeschehen“, meinte Bürgermeister Helmenstein, der dankbar dafür war, dass die Einsatzkräfte selbst an Heiligabend, als in den Abendstunden die Hochwassermarke 2 von 1,30 Meter überschritten wurde, zur Stelle waren (OA berichtete). Die Schäden seien überraschenderweise kaum nennenswert gewesen, was der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt, Baubetriebshof, der Feuerwehr und dem Aggerverband zu verdanken gewesen sei. „Es wurden damals alle neuralgischen Punkte abgefahren. Dass sie als Feuerwehr auch an Heiligabend für die Bürger da sind, unterstreicht 24 Stunden, 7 Tage“, so Helmenstein.

Dass die Bürger in Gummersbach ruhig schlafen können, dafür sorgen derzeit 406 Einsatzkräfte (-12), darunter 41 Frauen (+9). Insgesamt zählt die Feuerwehr zum Stichtag am 31. Dezember 684 Mitglieder (-9). Sie verteilten sich auf Feuerwehrbeamte der Feuerwache und Mitarbeiter im Ressort 3.4 (29), Feuerwehrmänner und -frauen (406), Kinder und Jugendliche in der Jugendfeuerwehr (68) sowie die Unterstützungsabteilung (15). Dem Musikzug gehören 19 Aktive an, die Ehrenabteilung zählt 137 Mitglieder.

Noch nicht ganz überstanden ist die Corona-Delle bei der Jugendfeuerwehr. Man befinde sich aber auf einem guten Weg, betonte Stadtjugendfeuerwehrwart Sascha Vogel angesichts von 15 Neuanmeldungen im vergangenen Jahr. Auch in 2024 gebe es bereits fünf Neuanmeldungen: „Das Interesse junger Menschen ist da. Wir werden daran arbeiten, dass es nicht abreißt.“ Auch Raupach betonte, dass die Jugendfeuerwehr „das Fundament unserer Feuerwehr und damit unsere Zukunft ist“.

Damit die geplante Kinderfeuerwehr nun ebenfalls kommen kann, habe man mit Oliver Nehring eine ideale Besetzung als Leiter gefunden. Woran es noch fehlt, seien Brandschutzerzieher, die über eine pädagogische Ausbildung verfügen. Raupach warb intensiv um Hilfe bei den Kameraden: „Eine solche Gründung geht nur im Team.“ Denn: Was die Feuerwehr unbedingt verhindern müsse, sind Nachwuchsprobleme, wie der Wehrchef betonte: „In einigen Jahren werden uns die Babyboomer nicht mehr zur Verfügung stehen. Das wird eine spannende Aufgabe.“

Überhaupt sieht sich Gummersbachs Feuerwehr vor einem großen strukturellen Wandel. Der Neubau in Homert schreitet genauso wie der Umbau in Dieringhausen voran, dazu wurde für die zusammengelegte Einheit Bernberg/Dümmlinghausen inzwischen ein Grundstück für ein neues Feuerwehrgerätehaus gefunden. Eine Fusion ist auch zwischen den Einheiten Derschlag und Rebbelroth geplant, für die man noch auf der Suche nach einem neuen Grundstück ist.

Der scheidende Kreisbrandmeister Wilfried Fischer warb bei seinem letzten Besuch einer Gummersbacher Jahresdienstbesprechung noch einmal eindringlich für die Projekte des deutsche Feuerwehrverbandes, mit denen man sich für mehr Frauen und mehr Migranten in Reihen der Feuerwehr einsetzen will. Zusätzlich berichtete er, dass der Verband mehr Entbürokratisierung plane, um vor allem die ehrenamtlichen Leiter der Feuerwehren deutlich zu entlasten. „Nicht jede Kommune verfügt über so eine tolle Unterstützung seitens der Verwaltung wie Gummersbach“, so Fischer.

Im Anschluss nahm die Feuerwehr mehrere Ehrungen (36), Ernennungen bzw. Entlassungen (16), Überstellungen (25) und Beförderungen (51) vor. Auf 70 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr kann dabei Günter Canisius zurückblicken. Für 60 Jahre wurden Martin Brand, Rolf Dobermann, Klaus Krüger, Karl-Heinz Prinz, Eberhard Prinz und Heinz Sturm geehrt.